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Das Kriegserbe der Bahn Film von Winfried Oelsner In den USA wird derzeit ein Gesetz diskutiert, das die Deutsche Bahn in erhebliche Schwierigkeiten wegen ihrer Vergangenheit in der NS-Zeit bringen könnte. Der „Holocaust Rail Justice Act" soll Entschädigungsansprüche von Überlebenden des Holocausts sichern, die mit der Eisenbahn deportiert wurden. Die Gesetzesvorlage richtet sich im konkreten Fall gegen die französische Staatsbahn SNCF. Doch die Deutsche Bahn ist alarmiert, denn auch auf sie könnten Entschädigungsklagen in Millionenhöhe zukommen. Sie gibt sich als modernes Unternehmen, das offen mit seiner Vergangenheit umgeht. So stellt sie es dar. Doch stimmt das? Der juristische Vorstoß aus den USA wirft ein neues Schlaglicht auf die braune Geschichte der deutschen Bahn. Denn bis heute wird die Bedeutung der Reichsbahn bei den Nazi-Verbrechen massiv unterschätzt. Dabei sind sich Historiker einig: Ohne die Reichsbahn wäre der Holocaust niemals möglich gewesen. Über 3 Millionen Opfer wurden mit Eisenbahn in den Tod gefahren. Und das gegen Bezahlung. Die Reichsbahn rechnete jeden Transport genau ab - pro Kopf und Kilometer. Dass die Deportierten ihre Reise in den Tod oftmals auch noch selbst bezahlen mussten, bereitete den Verantwortlichen der Reichsbahn keine Kopfschmerzen. Auch beim Thema Zwangsarbeit spielte die Reichsbahn eine erhebliche Rolle: Mit fast 500.000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern war sie der mit Abstand größte „Zwangsarbeitgeber" im NS-Staat. Laut einer Studie summieren sich die Löhne, die allein die Reichsbahn ihren Zwangsarbeitern vorenthalten hat, auf über 700 Millionen Reichsmark. Die heutige Deutsche Bahn AG steht zu ihrer historischen Verantwortung. Sagt sie. Doch fragt man nach einer juristischen und vor allem materiellen Verantwortung, blockt sie ab. Die Bahn sieht ihre moralische Pflicht erfüllt. Aber ist sie bereit, sich ihrem Kriegserbe und ihrer historischen Verantwortung wirklich zu stellen?