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Etwa 250.000 Baugenehmigungen für Wohnungen wurden 2013 in Deutschland erteilt, das sind etwa 30 Prozent mehr als 2008. Die Baubranche boomt. Immer mehr Menschen in Deutschland wollen sich den Traum vom eigenen Haus erfüllen, umso mehr, wenn es kaum Zinsen für erspartes Geld gibt. Aber viele Häuslebauer wissen oft nicht, worauf sie sich einlassen. Sie vertrauen Bauunternehmen, die ihnen schlüsselfertige Traumhäuser zum Festpreis versprechen. Und am Ende, so ein Branchenwitz, sei nur der Schlüssel fertig. Für manchen "windigen" Bauträger ist es Usus, die Verträge so zu gestalten, dass der Bauherr erst einmal kräftig zahlen muss. Albert Lubczynski ist verzweifelt. Vor zwei Jahren hat er einen Bauvertrag unterschrieben, sein Traumhaus sollte in wenigen Monaten entstehen. Weihnachten, tönte der Bauunternehmer, würde er mit seiner Familie im neuen Haus feiern. Zwei Jahre sind vergangen und Albert Lubczynski schaut sich auf der Baustelle um. Der Rohbau steht zwar, aber seit Wochen hat sich nichts mehr getan: "So geht das von Anfang an. Mal ist eine Handwerkerkolonne für eine Woche da, dann passiert wieder monatelang nichts", resigniert er. Er vermutet, dass das Bauunternehmen kein Geld hat, um die Handwerker zu bezahlen. Am liebsten würde der 35-Jährige aus dem Vertrag aussteigen, aber das lassen seine Finanzen nicht zu - ein neues Unternehmen zu beauftragen, wäre deutlich teurer. Das Geld hat er nicht. Und so ist aus seinem Traumhaus inzwischen ein Albtraum geworden - Ende offen. Etwa 250.000 Baugenehmigungen für Wohnungen wurden 2013 in Deutschland erteilt, das sind etwa 30 Prozent mehr als 2008. Die Baubranche boomt. Immer mehr Menschen in Deutschland wollen sich den Traum vom eigenen Haus erfüllen, umso mehr, wenn es kaum Zinsen für erspartes Geld gibt. Aber viele Häuslebauer wissen oft nicht, worauf sie sich einlassen. Sie vertrauen Bauunternehmen, die ihnen schlüsselfertige Traumhäuser zum Festpreis versprechen. Und am Ende, so ein Branchenwitz, sei nur der Schlüssel fertig. Für manchen "windigen" Bauträger ist es Usus, die Verträge so zu gestalten, dass der Bauherr erst einmal kräftig zahlen muss. Da werden für einen Rohbau, der gerade einmal 15.000 Euro wert ist, gerne mal 50.000 Euro veranschlagt. Die Rechtfertigung dazu: Das Unternehmen müsse ja Maschinen und Material vorhalten. Lässt man sich als Bauherr darauf ein, in Vorleistung zu treten, hat man eigentlich schon verloren. Stockt der Bau oder geht der Bauunternehmer gar pleite, ist immer auch das eigene Geld in Gefahr - ohne Gegenleistung. Dann muss oft ein neuer Kredit aufgenommen werden, wenn man noch eine Bank findet, die das mitmacht. Verbraucherschützer warnen: Im Baugewerbe gilt genauso wie anderswo auch das Prinzip, erst die Leistung, dann das Geld. Und sie raten weiterhin: Jeder potenzielle Bauherr sollte sich unbedingt Beratung holen und diese auch in seinem Budget einplanen. Sonst droht die Gefahr des Scheiterns, was nicht selten dramatische Folgen hat. So war es auch bei den Krucks, die schließlich Privatinsolvenz anmelden mussten. Dreimal haben sie versucht, mit verschiedenen Bauträgern ihr Haus zu bauen. Die ersten zwei gingen pleite, der dritte Bauträger lieferte einen derartigen Pfusch ab, dass der Bausachverständige zum Abriss der paar Mauern riet, die nach etlichen Monaten Bauzeit standen. Die Bank weigerte sich, den Abriss und damit den Neuanfang zu finanzieren. So wäre ja der einzige Wert vernichtet worden, der bis dahin entstanden war, argumentierte sie. Statt eine teure Hypothek zu bedienen für ein Haus, das es wohl nie geben würde, leistete die junge Familie lieber den Offenbarungseid. NDR Autor und Grimmepreisträger Michael Richter musste bei seinen Recherchen feststellen: Das deutsche Baurecht ist ein Dschungel, in dem sich die Bauherren ohne rechtliche Beratung sehr schnell verirren. Und dann ist guter Rat teuer. Denn das deutsche Baurecht ist vor allem für Bauunternehmer gemacht und nicht für Verbraucher.