1m 35sLänge

Das abrupte Aus eines E-Mail-Dienstes "Ich sehe mich gezwungen, eine schwierige Entscheidung zu fällen - entweder mitschuldig an Verbrechen gegen das amerikanische Volk zu werden oder zehn Jahre harte Arbeit aufzugeben und Lavabit zu schließen": Mit dieser Erklärung hat der Besitzer des E-Mail-Service Lavabit, Ladar Levison, die Schließung seines Dienstes im Internet bekannt gegeben. Der verschlüsselte E-Mail-Service wurde vermutlich auch von dem amerikanischen Ex-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden genutzt. Anlass für die Schließung sind möglicherweise ein Rechtsstreit und Versuche der US-Behörden, Zugriff auf die Kundendaten zu erlangen. Er habe sich entschieden, die Arbeit einzustellen; er dürfe aber nicht über die Ereignisse der vergangenen sechs Wochen diskutieren, die zu dieser Entscheidung geführt hätten, erklärte Levison. Das entspricht dem Zeitraum, seit Snowden mit seinen Informationen über die Ausspähaktionen des US-Geheimdienstes NSA an die Öffentlichkeit ging. Das US-Justizministerium äußerte sich bislang nicht. "Keine privaten Daten an Unternehmen mit US-Bezug" Die jüngsten Erfahrungen hätten ihm eine sehr wichtige Lektion erteilt, schrieb Levison. Solange es keine klaren Aktionen des Kongresses oder der Justiz dazu gebe, könne er nur jedem dringend abraten, seine privaten Daten einem Unternehmen anzuvertrauen, dass direkte Beziehungen zu den Vereinigten Staaten habe. Levison kündigte an, seine Firma bereite juristische Schritte vor, um "Lavabit als amerikanisches Unternehmen wieder auferstehen zu lassen". Lavabit hatte seinen Kunden zugesagt, dass deren E-Mails auf den Servern des Unternehmens verschlüsselt werden und dass ein Zugang zu den Mails nur mit dem Passwort des Nutzers möglich sei. Lavabits Erklärung lässt nun Spekulationen aufkommen, dass die US-Behörden möglicherweise Zugang zur E-Mail-Korrespondenz von Snowden, zu anderen Informationen über ihn oder zum Schlüssel seiner Mails bekommen wollten oder sogar einen Zugang zu den Daten der Hunderttausenden anderen Lavabit-Kunden. In Levisons Erklärung wird weder Snowden namentlich erwähnt noch eine konkrete Ermittlung gegen sein Unternehmen. Für ein E-Mail-Konto Snowdens bei Lavabit gibt es aber Indizien. Unter anderem hatte die russische Menschenrechtsaktivistin Tanja Lokschina erklärt, vor ihrem Treffen mit Snowden im vergangenen Monat auf einem Moskauer Flughafen habe sie eine E-Mail von ihm mit einer Lavabit-Adresse erhalten. Bürgerrechtsgruppe spricht von einmaligem Fall... Es handele sich um einen seltenen und vielleicht sogar einzigartigen Fall, dass ein US-Unternehmen lieber seine Tätigkeit einstelle als einer Bitte von US-Behörden zur Herausgabe von Informationen nachzugeben, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters Kurt Opsahl, einen Anwalt der Bürgerrechtsgruppe Electronic Freedom Foundation in San Francisco. Ihm sei kein Fall bekannt, wo ein Anbieter sich entschlossen habe, unter diesen Umständen seinen Dienst einzustellen. ... dann folgte der zweite Doch nur wenige Stunden später folgte auch der ähnliche Dienst Silent Circle aus dem US-Staat Maryland dem Vorbild von Lavabit und stellte seinen E-Mail-Dienst ein. Alle Daten seien bereits vernichtet worden, sagte der Chef von Silent Circle, Mike Janke, der "New York Times". Silent Circle habe zwar noch noch keine Durchsuchungs-Befehle oder andere Anfragen bekommen, wollte aber gerade deswegen handeln, solange es noch rechtlich möglich war. Info: http://www.tagesschau.de/ausland/lavabit-schliesst-ueberraschend100.html