0m 0sLänge

Sobald ich aus dem Fahrstuhl trat, ging ich auf Zehenspitzen zu unserer Tür und nahm leise meine Schlüsselbundaus meiner Handtasche. Ich steckte den richtigen Schlüssel ins Schloss und drehte ihn leise aber zügig. Die Tür machte ein knarrendes Geräusch, worauf ich begann, leise zu fluchen. Ich fühlte mich, als würde ich um 4 Uhr morgens nach Hause kommen und nicht um 10 Uhr abends. Ich sah nach links. Es drang Licht aus dem Wohnzimmer. „Wo warst du, Fräulein?", hörte ich die strenge Stimme meiner Mutter neben mir und ich erschreckte mich. „Gott, Mom du hast mich erschreckt." Ich lachte leise und versuchte damit, die Stimmung etwas zu lockern. Es funktionierte nicht. Es fühlte sich an als würden ihre Augen versuchen sich ihren Weg bis in mein Hirn zu brennen. Ich versuchte einen leeren Gesichtsausdruck aufzusetzen, damit sie keinen Verdacht schöpfte, aber es war schon schwer genug sie nur anzusehen. „Du fragst dich wahrscheinlich, warum ich nicht angerufen habe..." Ich verstummte und lachte nervös. Ihr Gesichtsausdruck sagte mir, dass sie das tat. „Naja, weißt du, ich bin am Times Square rumgelaufen nachdem ich das Büro verlassen habe und habe mit Natasha telefoniert, als ich jemanden gesehen habe." Wenigstens erzählte ich ihr einen Teil der Wahrheit. Ich hasste es meine Eltern anzulügen oder überhaupt jemanden anzulügen, aber ich konnte ihnen ja nicht sagen, dass ich mit einem Jungen aus dem Bronx zusammen war, vor dem mich mein Bruder gewarnt hat und dass ich ihn nach Hause, in seine unglaublich gefährliche Nachbarschaft gefahren habe. Nein, ich war noch nicht bereit dazu zu sterben, danke. Sie krümmte eine Augenbraue, da ich meine Aussage wahrscheinlich erläutern sollte. „Und es war Gina Brown, erinnerst du dich an sie? Sie war mit mir in der Middle School.", log ich. Ich meine, dieses Mädchen existierte, aber sie lebte jetzt in Conneticut. Der Ausdruck meiner Mom änderte sich etwas. Gut, sie nahm es mir ab. Aber ich musste noch was zu der Lüge hinzufügen, damit es überzeugend klang. „Sie hat mich auch erkannt und wir haben beschlossen ein bisschen Zeit miteinander zu verbringen, also sind wir zu Starbucks gegangen und haben geredet und geredet. Und als ich dich dann anrufen wollte habe ich gesehen, dass mein Akku leer war, weil ich zu lange mit Natasha telefoniert habe." „Aber Starbucks ist doch jetzt geschlossen. Warum hast du so lange gebraucht?", fragte sie verwirrt. Verdammt. „Oh, das wirst du nicht glauben." Ich legte eine Hand auf ihren Arm, als würde ich ihr den größten Klatsch aller Zeiten erzählen. „Ihre Eltern haben sich letztes Jahr getrennt und sie lebt jetzt bei ihrer Mutter. Rate mal, wo?" Ich baute hier sozusagen der Person ein neues Leben auf, die ich seit 4 Jahren nicht gesehen habe. Sie könnte auch tot sein. Nicht, dass ich das will, aber ihr wisst, was ich meine. „Wo?", fragte meine Mutter interessiert, fast als würde sie mich dazu drängen, es zu sagen. Sie liebte Klatsch. „Brooklyn." Ich sagte ihr das Erste, was mir in den Sinn kam. „Es ist eine wirklich schöne Straße und alles.", versicherte ich ihr, damit sie nicht wieder begann von gefährlichen Orten zu reden, wie letztes Mal. „Und ich habe sie nach Hause gefahren, damit sie nicht mit der U-Bahn fahren musste. Sie ist gerade nicht sehr wohlhabend, weißt du.", flüsterte ich und rieb meine Fingerspitzen aneinander, wie man es tat, wenn man über Geld sprach. „Wow. Ich hätte nie gedacht, dass ihr sowas passieren könnte. Ihre Eltern waren zusammen seitdem sie 14 sind oder so und sie hatten Geld bis zum Abwinken." Sie schüttelte mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck den Kopf. „Es ist unglaublich, wie viel sich im Leben ändern kann." „Nicht wahr?" Sie kaufte es mir komplett ab, yey! Es stellte sich heraus, dass ich doch gar nicht so schlecht war im Lügen erfinden. Es machte schon fast Spaß. „Du hättest mich trotzdem mit ihrem Handy anrufen können.", sagte sie und deutete mit dem Zeigefinger auf mich. „Ich wollte sie nicht bedrängen, weißt du, so enge Freunde sind wir ja nicht mehr.", entschuldigte ich mich lahm. „Okay, ich werde deinem Vater davon erzählen und wir überlegen uns eine Strafe." , sagte sie, bevor sie im Wohnzimmer verschwand, wo Blake fern sah. Toll, eine Strafe -- man beachte meinen Sarkasmus. „Warte, Dad ist noch nicht zu Hause?" Ich folgte ihr stirnrunzelnd. Sie schüttelte den Kopf und ließ sich auf die cremefarbene Couch plumpsen. „Aber es ist Samstagabend." Das erklärte, warum sie bei keinem ihrer Diners waren. „Er ist beschäftigt. Er hat angerufen und gesagt, dass er etwa in einer Stunde zu Hause ist.", erklärte sie, ohne mich anzusehen. Ja, weil es ja viel besser war American Idol zu sehen. Ernsthaft?