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Am 20. Januar 2001 schwor George Walker Bush, sein Amt als 43. US-Präsident „ehrenhaft" zu führen, nachdem ihn vier der fünf obersten Bundesrichter zum Wahlsieger erklärt hatten - obwohl er rund eine Million Stimmen weniger erhalten hatte als sein Konkurrent Gore und er im entscheidenden Staat Florida nur aufgrund eines irreführenden Stimmzettels in einer Kleinstadt einen Vorsprung von einigen hundert Stimmen bekam. Bush wurde in Texas groß, dem größten Ölfördergebiet der USA nach Alaska. Mit diesem Milieu der Ölmilliardäre blieb die Bush-Familie stets verbunden. Schon als Bush jr. Dort Gouverneur wurde, kamen seine engsten Freunde und Berater aus dem Ölgeschäft. Politik und Geschäft waren dort eng verzahnt. Die Journalistin Alexandra Robbins fand heraus, daß Bushs Karriere bereits an der privaten Elite-Universität von Yale begann. Sie brachte Mitglieder des dortigen Geheimbunds „Skull and Bones" (Totenköpfe) zum Reden, einem der Klüngel, die - ähnlich wie hierzulande die Studentenverbindungen - ihre Mitglieder in einflußreiche Positionen hieven. Zu den „Skull and Bones" gehörten früher nur die Angehörigen der mächtigen protestantischen Familien wie die Rockefellers, Bundys, Bushs oder Tafts. Inzwischen kommen auch andere geeignete Yale-Absolventen hinzu. Bush senior wurde dort bereits 1948 Mitglied, der Sohn 1968. Alexandra Robbins: „George W. Bush ist das klassische Beispiel für jemanden, der sich der Macht der „Totenköpfe" bedient hat. Es war ein „Totenkopf"-Mitglied, das ihm den ersten Job verschaffte. Die „Totenköpfe" gaben ihm Geld für den Wahlkampf, vermittelten Verbindungen, öffneten Türen. Als Präsident bleibt er der Tradition treu: Jetzt hievt er andere Mitglieder in wichtige Positionen. Eine der ersten Veranstaltungen nach seiner Amtseinführung im Weißen Haus war ein Treffen der „Totenkopf"-Kameraden seines Jahrgangs. Kurz darauf erhielten Ordensmitglieder Posten im Justizministerium, im Amt für innere Sicherheit, als Botschafter, als Vertreter des Pentagon in Europa." Die „big spender" von G.W.Bush waren die Energiekonzerne, die ihren Sitz zumeist in Houston haben. Der Enron-Konzern z.B. gab ihm 750.000 Dollar für den Präsidentschaftswahlkampf und stellten ihm Firmenflugzeuge zur Verfügung. Dynegy gab 300.000 Dollar, El Paso ebenfalls 750.000 Dollar, Reliant 600.000 Dollar; auch sie stellten Firmenflugzeuge. Insgesamt, so recherchierten US-Wirtschaftsreporter, spendeten Energie-Unternehmen 50 Millionen Dollar für Bushs Wahlkampf - eine Summe, die alle Rekorde übertraf. Robert Brice: „Die Unternehmen wollten freie Hand haben und sicher stellen, daß weder die Bundes- noch die Landesregierung ihnen bei ihren Geschäften in die Quere kommen konnten. Enron erkannte, daß es sich lohnt, groß an Politiker zu spenden, damit die Regierung auf keinen Fall ihre Geschäfte behindert." Als den ältesten Raffinerien gesetzliche Grenzwerte für hohe Schadstoffemissionen drohten, intervenierte er und erreichte, daß ein von den Unternehmen formulierter Entwurf angenommen wurde, der eine freiwillige Selbstkontrolle vorsah. Dieses Gesetz wurde von Bush später als richtungsweisend für die USA gepriesen, obwohl es tatsächlich nichts bewirkte. Dubose: „Es war ein Geschenk an die Industrie, das dazu beitrug, Bush ins Amt zu bringen." Ein anderer republikanischer Präsidentschaftskandidat meinte dazu: „Wenn Bush Einzug in Washington halten sollte, dann kommt das einer Versteigerung des Weißen Hauses an den Meistbietenden gleich." Tatsächlich dominierten auf der Ernennungsliste zum neuen Kabinett Ex-Bosse aus der Öl- und Energieindustrie und Multimillionäre: Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice war vorher im Aufsichtsrat von Chevron, Vizepräsident Dick Cheney war Ex-Boß des Öl-Multis Halliburton, Handelsminister Donald Evans war Ex-Präsident der Erdölgesellschaft Tom Brown. Mit 253 Millionen Dollar der reichste: Finanzminister Paul O'Neil, Ex-Chef des größten Aluminium-Herstellers der Welt. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld war Ex-Vorstandsvorsitzender der General Instrument Corporation (GI), der Chefökonom im Weißen Haus, Lawrence Lindsay, war vorher Berater von Enron, ebenso der neue Handelsbeauftragte Robert Zollick.