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Umbruch im Nahen Osten - Israel im Abseits Der politische Umbruch im Nahen Osten macht Israel schwer zu schaffen. Premierminister Netanjahu gerät immer stärker unter Druck. In Kairo stürmen aufgebrachte Massen die israelische Botschaft, die Beziehung zur Türkei befindet sich an einem gefährlichen Tiefpunkt und die Palästinenser planen ihre Staatsgründung ohne Israel. Die einst politischen Freunde beziehen Stellung. Der türkische Regierungschef Erdogan verzeiht Netanjahu den Angriff auf die Gaza- Hilfsflotte nicht undhat den israelischen Botschafter des Landes verwiesen. Israel habe dadurch seinen strategischen Partner verloren. Mit der Türkei oder der türkischen Ehre sei nicht zu spielen, so Erdogan. Und ausgerechnet in Kairo bekräftigt er seinen Anspruch auf eine Führungsrolle in der islamischen Welt. Zudem bringt sein Besuch zum jetzigen Zeitpunkt Netanjahu in eine schwierige Lage, denn auch Ägypten hat er gegen sich aufgebracht. Israelische Sicherheitskräfte hatten bei der Verfolgung mutmaßlicher palästinensischer Terroristen fünf ägyptische Grenzbeamte erschossen. Nur nach Drängen ließ sich Israel dazu herab sein Bedauern zu äußern. In Kairo hat sich die Verärgerung angestaut und dann in einer gewaltigen Erstürmung der Botschaft und Vertreibung der israelischen Botschaftsangehörigen entladen. Ägypten, wie auch die Türkei lehnen Israels Politik gegenüber den Palästinensern ab. Die Palästinenser nutzen die Gunst der Stunde und wollen nächste Woche die Anerkennung und Aufnahme des Staates Palästina in die UNO beantragen. Erstmals stehen die Chancen gar nicht so schlecht. Auch wenn die USA, Europa und Israel dagegen sind, so könnte die Vollversammlung sich dafür entscheiden. Für den Sicherheitsrat hat der amerikanische Präsident Obama schon sein Veto angedroht. Er hält diese Aktion für kontraproduktiv und fordert, dass beide Parteien sich endlich wieder kompromissbereit an den Verhandlungstisch setzen und gemeinsam eine Zweistaatenlösung erarbeiten.Mit seinem harten Konfrontationskurs gegen alles und jeden treibt Netanjahu Israel in die Isolation, so die Kritik auch der US- Regierung. Die Frage ist, wie lange die Bevölkerung, angesichts des arabischen Frühlings, dem Kurs der eigenen Regierung noch folgt. Die Forderungen nach einem Politikwechsel werden immer lauter und Israels unzufriedene Jugend hat schon bewiesen, dass auch sie mit Ausdauer demonstrieren kann. Was meinen Sie:"Umbruch im Nahen Osten -- Israel im Abseits"? Schreiben Sie uns an: Quadriga@dw-world.deDie Gäste der Sendung sind: Margret Johannsen -- Sie studiert in Berlin und Hamburg. Ihr Studium beendet sie mit der Promotion über das Thema"Amerikanische Atomwaffen in Europa". Von 1987 bis 1997 gestaltet sie den friedenspädagogischen Service am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik in Hamburg. Seit 1997 gehört sie dem Institut als Senior Research Fellow an und ist Mitherausgeberin des jährlichen Friedensgutachtens. Sie ist Dozentin im Postgraduiertenstudiengang"Master of Peace and Security Studies - M.P.S."der Universität Hamburg. In ihren Büchern und zahlreichen Artikeln beschäftigt sie sich vor allem mit Analysen über den Nahostkonflikt. Abdul-Rahman Alawi -- Der gebürtige Palästinenser wurde in einem kleinen Dorf in Israel geboren. Nach seinem Studium der Politikwissenschaften wurde er 1983 Leiter des PLO-Büros in den Niederlanden. Von 1984-1985 leitete er das PLO-Büro in Norwegen, zwischen 1986 und 1994 das in Dänemark. Jetzt arbeitet er als freier Journalist in Köln und ist Korrespondent der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA. Eldad Beck -- Der Deutschlandkorrespondent der größten israelischen Tageszeitung"Yedioth Ahronot"stammt aus Haifa. An der Pariser Sorbonne studierte der Israeli Arabisch und Islamwissenschaften. Seit 1994 lebt er in Berlin.