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Schuldenkrise - hängt Europas Schicksal an Berlin?Europa versinkt immer tiefer im Schuldenstrudel und die Deutschen sollen das bezahlen? Eine Horrorvorstellung für Angela Merkel. Auf die deutsche Kanzlerin richten sich derzeit alle Augen in Europa. Als Chefin der größten und stabilsten Volkswirtschaft in der EU trägt sie schwer an der Verantwortung für den Euro und für die Europäische Union. Alle bisher beschlossenen Stabilitätsmaßnahmen und Rettungsschirme scheinen die Finanzmärkte nicht wirklich zu beruhigen. In dieser Woche haben Merkel und Sarkozy ihre Vorschläge präsentiert. Die Wirtschafts- und Finanzpolitik in Europa soll umstrukturiert werden. Deutschland und Frankreich wollen bilateral besser zusammen arbeiten. Zur Bewältigung der Krise planen sie eine Wirtschaftsregierung. In dem Gremium sollen die 17 Staats- und Regierungschefs der Euro-Zone sitzen unter dem Vorsitz des jetzigen EU-Ratspräsidenten Herman Van Rompuy. Ebenso wollen sie eine Steuer auf Transaktionen einführen und eine verbindliche Schuldengrenze für alle Euro-Länder. Versuche Stabilität zu schaffen, wo keine mehr ist: Griechenland, Portugal, Irland befinden sich bereits unter dem Rettungsschirm. Nun schwappt die Krise auf Italien, Spanien, vielleicht sogar auf Frankreich über - und damit auf Kerneuropa. Hält die Union das aus? Zumindest muss sie sich über ein neues Gesicht Gedanken machen. Rollen neu verteilen. Die Rolle Deutschlands als Währungs- und Stabilitätsgarant wird jedenfalls immer wichtiger.Doch das behagt den Deutschen gar nicht. Angela Merkel appelliert an die nationale Verantwortung der hoch verschuldeten Euro-Länder, ihre Schuldenkrisen selbst in den Griff zu bekommen, und sie nicht weiter auf die anderen Mitgliedsländer abzuwälzen. Euro-Bonds, also gemeinsame Staatsanleihen aller 17 Euro-Länder, lehnt die Kanzlerin und ihre Regierung bisher als Stabilitätsmechanismus für den Euro strikt ab. Für Deutschland wäre die Einführung solcher Euro-Bonds teuer, ein gewaltiger Einschnitt und ein Bruch aller EU-Verträge. Denn bisher gilt: jeder Schuldner muss für seine Schulden selbst einstehen. In der FDP gibt es bereits Stimmen, die mit Koalitionsbruch drohen. Doch wenn Deutschland in Europa keine stärkere Verantwortung und Führungsrolle übernimmt, droht die Währungsunion dann auseinanderzubrechen? Dann könnte Deutschland als stark exportabhängiges Land zu den Hauptverlierern gehören. So oder so: Deutschland muss handeln. Es steht viel auf dem Spiel. Was meinen Sie: Schuldenkrise - hängt Europas Schicksal an Berlin?Schreiben Sie uns an: Quadriga@dw-world.deDie Gäste der Sendung sind: Heike Göbel -- Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität Heidelberg arbeitet sie zwei Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Im Anschluss absolviert sie ein Volontariat bei den „Stuttgarter Nachrichten". Im April 1992 wechselt Göbel in die Wirtschaftsredaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, für die sie von 1994 an in Bonn und Berlin die Finanz- und Rentenpolitik beobachtet. 2002 kehrt sie als verantwortliche Redakteurin für Wirtschaftspolitik in die Zentrale zurück. Die Journalistin wird 2005 mit dem Karl-Bräuer-Preis des Steuerzahlerbundes und 2006 mit dem Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik ausgezeichnet.Frank Paul Weber -- Seit 1999 arbeitet der Franzose als Korrespondent für die in Paris erscheinende Zeitung „La Tribune". Er berichtet zunächst aus Deutschland und dann aus Italien. Vor seiner Tätigkeit als Auslandskorrespondent hat er als Sozialwissenschaftler an den Universitäten in New York, Paris, Berlin und Warschau gearbeitet. Heute lebt und arbeitet er wieder in Berlin. Quentin Peel -- Nach seinem Wirtschaftsstudium am Queens College in Cambridge geht er als Wirtschaftsjournalist zur Financial Times. Er arbeitet als Korrespondent in Südafrika und berichtet von dort aus über die Probleme des Kontinents. Von dort aus geht er nach Brüssel um über europäische Belange zu berichten. Seine Korrespondententätigkeit setzt er danach in Moskau fort. Heute arbeitet er weiter für die FT, als Mitglied der Chefredaktion und als Chefkorrespondent, jetzt in Berlin.