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Wenn es nach dem geflügelten Spruch, "es ist Fünf vor Zwölf" gehen würde, dann ist es in Dessau in diesen Tagen bereits "Zehn nach Drei"! Dessau ist von den ostdeutschen Städten ganz besonders stark vom Niedergang der Industrie und der daraus resultierenden Abwanderung betroffen. Zusammen mit dem Stadtgebiet von Rosslau lebten hier in den vierziger Jahren einst 130.000 Menschen. Inzwischen sind es auf die neue Gemeinschaftsstadt Dessau-Rosslau bezogen ca. 80.000. Der Altersdurchschnitt ist extrem hoch und so gehen Schätzungen davon aus, dass hier in 20 Jahren nur noch 35.000 Menschen leben werden. Das bedeutet einen Leerstand von gut 50%. Noch schlimmer sieht es für den Stadtkern von Dessau aus. Da es hier vorwiegend unattraktive Bauten gibt, wird es in 20 Jahren kein Zentrum mehr geben. Dessau wird eher in viele kleine Stadtteile zerfallen und als Ganzes überhaupt keine Rolle mehr spielen. Dass es anders geht, beweisen andere ostdeutsche Städte, wie Beispielsweise Jena, Potsdam oder Dresden, aber auch kleinere Städte wie Wernigerode, Neuruppin oder Radebeul. In Dessau wurden in den letzten zwei Jahrzehnten schwere infrastrukturelle Fehler gemacht, die zumeist von der Verwaltung der Stadt ausgingen. Es gibt aber auch kein Aufbäumen oder ein Zukunftskonzept. Nach wie vor wird über kleinliche Dinge gestritten, der Untergang wird verwaltet, an der Vergangenheit wird festgehalten und die Talfahrt wird einfach so hingenommen. Um Dessau zu retten, sind ganz entscheidende Maßnahmen notwendig: 1. Dessau benötigt in den nächsten 5 Jahren mindestens 10 größere Investitionen mit der Schaffung von je Eintausend Arbeitsplätzen. Dazu ist der Umbau der Verwaltung in ein effizientes und auf Investorenwerbung orientiertes Team notwendig. 2. Der Name "Dessau" als Markenname muss wieder hergestellt werden. 3. Dessau muss verkehrstechnisch viel besser per Schiene und per Auto an den "Westverkehr" angebunden werden. 4. Ein Innenstadtkonzept muss her, mit der Festlegung eines Zentrums, ausgerichtet auf die Stadtentwicklung in 20 Jahren. Stand heute kann es nicht funktionieren, es muss verkleinert und in Richtung Norden verlagert werden. 5. Verwaltungspolitisch muss Sachsen-Anhalt mit Sachsen und Thüringen und nördliche Teile mit Brandenburg verschmelzen. Dessau sollte "Große Kreisstadt" und damit Verwaltungszentrum für Wittenberg, Bitterfeld-Wolfen, Köthen und Zerbst werden. 6. Wirtschaftlich muss sich Dessau nach Süden orientieren und dem Raum Halle-Leipzig anschließen. 7. Junge, gut ausgebildete Leute behält man, wenn diese nach ihrer Ausbildung im direkten Umfeld Arbeit finden. Die Fachhochschule Anhalt muss sich auf Zukunftsmärkte wie Biotechnologie, Pharma, Umwelttechnik oder Wirkstoffforschung ausrichten. Es muss eine Verknüpfung von bereits erfolgreichen Betrieben der Region mit der Fachhochschule geben. 8. Kulturell sollte sich an dem nahen Berlin orientiert werden. Das Gartenreich, das Theater und das Bauhaus kann nur in enger Zusammenarbeit mit Berlin und Potsdam funktionieren. Hörfunkbeitrag von MDR Jump vom 01.03.2013 zu diesem Film mit Hintergründen: http://www.jumpradio.de/programm/clipx/clipx1414.html