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Ende des ersten Jahrtausends nach Christus entstand es, mit Kaiser Franz II. ging es zu Ende. Er legte am 6. August 1806 in Wien die Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation nieder und entband sämtliche Untertanen von ihren Pflichten. Den Vorgang dokumentierte er in einem sehr majestätischen Schreiben, dessen Tenor aber doch ein wenig an den Ausspruch des letzten Königs von Sachsen erinnert: »Macht eich eiern Dreck alleene!« Das karolingische Frankenreich, das um 800 zur neuen Großmacht in Europa aufgestiegen war, zerfiel im 9. Jahrhundert in das Westfranken- und das Ostfrankenreich, die „Keimzellen“ Frankreichs und Deutschlands, wenngleich sich noch lange Zeit danach keine „deutsche Identität“ entwickelte. In Ostfranken stiegen im 10. Jahrhundert die Liudolfinger (Ottonen) auf. Sie erlangten die westliche „römische“ Kaiserwürde und legten die Grundlage für das römisch-deutsche Reich, das keinen nationalen, sondern vielmehr einen supranationalen Charakter hatte. Es wurde seit dem späten 13. Jahrhundert auch als Heiliges Römisches Reich bezeichnet und umfasste bis in die Frühe Neuzeit Reichsitalien. Die römisch-deutschen Könige und Kaiser sahen sich im Rahmen der Translationstheorie in der Tradition des antiken Römischen Reichs. Ottonen und die nachfolgenden Herrscherhäuser der Salier und Staufer stützten sich in unterschiedlicher Ausprägung auf die Reichskirche und erhoben in Bezug auf das erneuerte Kaisertum einen universalen Geltungsanspruch. Im Verlauf des Mittelalters kam es daher wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden Universalgewalten Kaisertum (Imperium) und Papsttum (Sacerdotium). Besonders ausgeprägt waren diese Konflikte während des Investiturstreits im späten 11./frühen 12. Jahrhundert, in spätstaufischer Zeit und dann noch einmal in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. In spätstaufischer Zeit verlor das Königtum an Macht, ebenso ging der Einfluss des Reichs im lateinischen Europa zurück. Die römisch-deutschen Könige verfügten allerdings im Gegensatz zu den westeuropäischen Königen Englands und Frankreichs ohnehin nicht über eine allzu starke zentrale Herrschaftsgewalt, vielmehr wurde der Aspekt konsenusaler Herrschaft im Verbund mit den Großen des Reiches betont. Die Stellung der zahlreichen weltlichen und geistlichen Landesherren gegenüber dem Königtum wurde im Spätmittelalter weiter gestärkt, wobei seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Kurfürsten ein exklusives Königswahlrecht beanspruchten. Die Goldene Bulle von 1356 legitimierte endgültig eine kurfürstliche Wahlmonarchie, wenngleich seit Mitte des 15. Jahrhunderts die Habsburger bis zum Ende des Reiches im Jahr 1806 fast kontinuierlich die Kaiser stellten. Das Königtum musste sich im Spätmittelalter vor allem auf die eigene Hausmachtpolitik stützen und konnte effektiv nur noch im Süden und teils dem Rheingebiet eingreifen. Erstes Buch: 1. Ungewisse Anfänge: Der König Vogelfänger ... 2. Das Reich - was war das? 3. Das Reich, die Kirche, die Krone 4. Renovatio Imperii - Traum eines Knaben 5. Die Kirche im Dorf und im Reich 6. Nach Canossa und nach Worms 7. Was heißt deutsch? 8. Die Macht und die Herrlichkeit - Friedrich Barbarossa 9. Lernfähige Raufbolde - Die Normannen 10. Stupor mundi - Das Staunen der Welt 11. Deus lo vult - Wollte es Gott? 12. Die Mühen der Ebene - Rudolf von Habsburg 13. Kaiser, König, Edelmann 14. Der Erzstiefvater - Karl IV. : Vivat Academia 15. Zwei böhmische Brüder 16. Wenzel und Sigismund 17. Gutes Geld und schlechtes Geld Gelesen von Achim Höppner