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Verspätete Briefe, überlastete Zusteller: Immer mehr Kunden ärgern sich über die Deutsche Post. Seit dem Börsengang vor 15 Jahren hat sich das Unternehmen neu ausgerichtet - die Aktionäre freuen sich über satte Gewinne. Doch dafür wird intern eisern gespart. Zusteller berichten ZDFzoom von schlecht funktionierenden Fahrzeugen, fehlenden Ersatzteilen, Personalmangel und hohen Krankenständen - über zehn Prozent im Bereich "Brief". Stress und körperliche Belastung führten vielfach schon in jungen Jahren zu gesundheitlichen Schäden bei den Zustellern, so die Gewerkschaften. Probleme bei der Postzustellung Gleichzeitig häufen sich Berichte über Schwierigkeiten bei der Postzustellung: In Reinbek bei Hamburg blieben zeitweise ganze Straßenzüge ohne regelmäßige Postversorgung, in Cuxhaven bekam selbst die Stadtverwaltung tagelang keine Post mehr. Uns das sind keine Einzelfälle, wie Recherchen von ZDFzoom ergeben haben. Was viele nicht wissen: Seit der Verschmelzung mit der DHL International GmbH im Jahr 2003 ist die Deutsche Post weltweit der größte Logistik-Konzern. Nicht nur bei uns, sondern in fast allen Ländern der Erde verteilen die gelben Fahrzeuge mit dem bekannten schwarzen Schriftzug Päckchen und Pakete. Eine riesige Flotte von eigenen und gecharterten Flugzeugen sorgt für den Transport von Waren und Sendungen über den ganzen Planeten. Doch in Afrika, Südamerika und Asien gibt es Klagen von Mitarbeitern des Konzerns. In Kolumbien sollen Mitarbeiter Lügendetektortests unterzogen worden sein, in Indien wehren sich Kuriere gegen Strafversetzungen und Entlassungen, die sie angeblich wegen ihres gewerkschaftlichen Engagements erdulden müssen. Die Post bestreitet derartige Vorfälle. Doch ZDFzoom ist vertraulichen Hinweisen nachgegangen, hat indische DHL-Mitarbeiter nach ihren Arbeitsverhältnissen befragt. Kosten sparen mit 11.000 Subunternehmen Besonders beim Leeren von Briefkästen und dem Verteilen von Paketen hilft ein Heer von privaten Firmen. Die deutsche Post beschäftigte im Jahr 2012 etwa 11.000 Subunternehmen. Einige von ihnen geben diese Aufträge an Dritte weiter, zu niedrigeren Konditionen. Die Differenz ist deren Gewinn. Doch wer für ein solches Sub-Subunternehmen arbeitet, hat Pech: Sein Verdienst beträgt nur einen Bruchteil dessen, was ein festangestellter DHL-Kurier erhält. Eine Praxis, die seit Jahren von Gewerkschaften heftig kritisiert wird. Die Post selbst spart auf diese Weise Urlaubsgelder und Sozialabgaben. ZDFzoom teilt die Deutsche Post mit, dass sie inzwischen alle Verträge mit ihren Subunternehmern überarbeitet hat. Im November 2014 arbeiteten etwa 25.000 Menschen mit befristeten Verträgen bei der Deutschen Post, das geht aus einem internen Papier hervor, das dem ZDF vorliegt. Aus Angst, keine Vertragsverlängerung zu erhalten, ist die Neigung zu früherem Dienstbeginn, unbezahlter Mehrarbeit und Verzicht auf Pausen sehr ausgeprägt, berichten Mitarbeiter. Am 22. Januar überraschte die Deutsche Post AG mit einer Presseerklärung: 10.000 neue Arbeitsplätze im rasant steigenden Paketgeschäft verspricht der Konzern dort. Doch dafür werden neue Firmen gegründet, unter dem Dach DHL Delivery GmbH. Wer weiter bei der DHL arbeiten möchte und einen auslaufenden, befristeten Vertrag besitzt muss dort neu anfangen, denn diese Verträge werden nicht verlängert. Und die DHL Delivery GmbH fühlt sich an bestehende Tarifverträge nicht gebunden - damit erhalten die Zusteller deutlich weniger Lohn als zuvor. "Unsozial und schäbig" nennt die Postgewerkschaft DPVKOM diese Pläne. Deren Vorsitzender Volker Geyer ist auf den Konzern derzeit nicht gut zu sprechen: "Die Dividende der Aktionäre wird auf dem Rücken und mit der Gesundheit ihrer Mitarbeiter erwirtschaftet." 80 Prozent aller Briefsendungen müssen am nächsten Tag zugestellt sein, 95 Prozent am übernächsten Tag. Zu dieser Leistung ist die Deutsche Post laut Postuniversaldienstverordnung verpflichtet. Die Bundesnetzagentur in Bonn wacht über die Einhaltung dieser Vorgaben. In der Regel kommt die Post dem auch nach, trotzdem gibt es mehr Beschwerden über die Zustellung. Die Bundesnetzagentur nimmt jeden Fall ernst und hat eine eigene E-Mail-Adresse für Verbraucherbeschwerden eingerichtet: verbraucherservice-post@bnetza.de.