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Chittagong in Bangladesch ist einer der größten Abwrackhäfen. Hier werden Schiffe aus aller Welt in ihre Einzelteile zerlegt. Auch solche, die im Auftrag deutscher Reedereien gebaut wurden, werden hier verschrottet. Von Hunderten Menschen, die barfuß und ohne Schutzkleidung die Stahlwände der Ozeanriesen auseinanderschweißen. Beim so genannten "Beaching" fahren die riesigen Schiffe mit voller Fahrt an Land und werden dann mit Muskelkraft auf den Strand gezogen. Tote oder Verletzte sind bei diesen Arbeiten nicht selten. Wie hoch die Zahl der Opfer ist, ist nicht zu sagen. Denn die Schiffswerften versuchen, derartige Unfälle zu verheimlichen. Arbeitsrecht und Arbeitsschutz kennt man so gut wie nicht in Bangladesch. Auch Umweltauflagen spielen kaum eine Rolle: Giftiger Schlamm wird einfach abgelassen, gefährliche Substanzen sickern ungehindert ins Grundwasser. Patrizia Heidegger von der Brüsseler "Shipbreaking Platform" kennt diese Schattenseite der Globalisierung: Banken und Sparkassen in Deutschland haben Schiffsfonds als risikoarmes Investment angepriesen. Riesige Renditen wurden versprochen, staatliche Steuervorteile gewährt. Tausende Deutsche haben ihr Erspartes in die geschlossenen Fonds gesteckt. Mit Beginn der Wirtschaftskrise sank die Nachfrage nach Charterleistung. Die Schiffe, die pro Tag Tausende Euro erwirtschaften sollten, lagen im Hafen und machten Verluste. Nun wird versucht, die überzähligen und unrentablen Schiffe wieder loszuwerden. Am besten billig. Schiffe aus Europa dürfen laut der Baseler Konvention nicht außerhalb der OECD verschrottet werden. Aber es gibt Tricks und Mittelsmänner, um diese Auflagen zu umgehen. Über Cashbuyer und Broker werden die Schiffe weiterverkauft, ändern die Flagge, unter der sie fahren. Besonders beliebt sind Billigflaggen wie Panama oder Liberia. Ist das Schiff erst einmal raus aus europäischen Gewässern, führt der Weg meist in einen der Abwrackhäfen Asiens. Das billige Abwracken vergrößert den bleibenden Gewinn aus dem Verkauf des Schiffstahls. Doch nicht nur die Fondsschiffe landen in Chittagong. Auch die ausgedienten, alten Kähne deutscher Reedereien werden hier kostengünstig ausrangiert. "planet e." begleitet Patrizia Heidegger auf die nur schwer zugänglichen Abwrackwerften nach Bangladesch und zeigt die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen dort. Das Krankenhaus, in dem die Verletzten von den Werften behandelt werden, wird besucht. Die Autorin trifft den Journalisten und Beobachter der internationalen Schiffswirtschaft, Jürgen Dobert, der die Zusammenhänge zwischen deutschen Fondspleiten und dem Anreiz, Schiffe möglichst billig abzuwracken, erklärt. Außerdem wirft die Dokumentation einen Blick darauf, was sich in Zukunft ändern könnte.