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SAARBRÜCKEN Noch bis 26. Januar ist die Ausstellung „Aufgehobene Zeit" im Historischen Museum Saar, Saarbrücken, zu sehen. Sie ermöglicht einen Einblick in die Welt der Archive. Gezeigt werden besondere Schätze, Besucher können aber auch Aufgaben und Funktionen eines Archivs näher kennenlernen. Anlass für die Ausstellung ist der 83. Deutsche Archivtag des Verbands Deutscher Archivare und Archivarinnen, der vom 25. bis 29. September in der Saarbrücker Congresshalle ausgerichtet wird. Er steht unter dem Motto „Archive ohne Grenzen. Erschließung und Zugang im europäischen und internationalen Kontext". Durch vier ansprechend gestaltete Themenräume führt die Ausstellung von den Anfängen des Archivwesens im Saarland bis in einen „Lesesaal", in dem man erfahren kann, wo und wie Geschichte eigentlich geschrieben wird. Fast jeder weiß, dass in Archiven wichtige Fakten über die Vergangenheit gespeichert werden, fast niemand weiß aber, wie es darin aussieht. Und kaum jemand ahnt, wie groß die Bedeutung von Archiven für das kulturelle Gedächtnis einer Gesellschaft wirklich ist. Archive bilden das Gedächtnis eines jeden Landes und dienen der Vermittlung des politischen, kulturellen, wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Erbes der Gesellschaft. Exemplarisch beleuchtet die Ausstellung die Anfänge und Besonderheiten des saarländischen Archivwesens: Bis 1918 war das heutige Landeshauptarchiv Koblenz für den damals preußischen Teil des Saarlandes zuständig, das heutige Landesarchiv Speyer für den bayerischen Teil. Zwischen 1920 und 1945 wechselte die archivische Zuständigkeit mehrmals. Erst am 27. April 1948 beschloss die Regierung des Saarlandes die Einrichtung eines Landesarchivs, das für das Saarland und seine Rechts- und Funktionsvorgänger zuständig ist. Die Archivalien von Gemeinde-, Kreis-, Firmen- und Vereinsarchiven sowie Sammlungen und Nachlässe von Familien und Einzelpersonen werden im Landesarchiv aufbewahrt und in der Ausstellung anhand ausgewählter Exponate vorgestellt. So kam beispielsweise der eigenhändig geschriebene Lebenslauf Friedrich Joachim Stengels über den Nachlass seiner Urenkelin Clara Roesdorff-Salm ins Archiv. Die Ausstellung präsentiert zudem die Vielfalt der aufbewahrten Archivalien, von der mittelalterlichen Urkunde, über Akten, Karten, Tondokumente und Filme bis zu digitalen Datenträgern. In einem „Lesesaal" wird deutlich, welche Bedeutung dem Archiv als Gedächtnisspeicher für die Geschichtsschreibung zukommt. Damit aber Geschichte geschrieben werden kann, müssen Archivare vielfältige Aufgaben erfüllen. Die lernt man in der Ausstellung kennen, ebenso wie mehr als 100 außergewöhnliche Objekte des kulturellen Erbes. Die wichtigsten von ihnen werden in einer Art Schatzkammer der Geschichte präsentiert. Zu den Schätzen zählen Objekte von augenfälliger Bedeutung und Schönheit wie der Freiheitsbrief für die Städte St. Johann und Saarbrücken (1322), ein seltenes Exemplar der berühmten Schedelschen Weltchronik aus dem Jahre 1493, eine Karte Lothringens und des Westrich von Martin Waldseemüller (1513), ein spätgotischer Zinnkelch (16. Jh.), das Liederbuch der Fürstin Sophie-Erdmuthe von Nassau Saarbrücken (um 1750), eine der größten Ferrotypien, die es weltweit gibt (1870) oder die älteste fotografische Panoramaansicht der Doppelstadt Saarbrücken-St. Johann aus dem Jahre 1874. Andere Objekte kommen eher unscheinbar daher und offenbaren ihren Wert erst auf den zweiten Blick. So etwa die maschinenschriftliche Verfassungsurkunde des Saarlandes vom 15. Dezember 1947. So werden die Besucherinnen und Besucher je nach Fragestellung und persönlichem Interesse ganz unterschiedliche Objekte aus dem im Archiv bewahrten und in der Ausstellung präsentierten kulturellen Erbe als Kostbarkeit einstufen. Infos unter Tel. (0681) 506-4501 oder -4506. red./rs