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Es ist Karl dem Großen nicht leicht geworden, alle Germanenstämme unter seine Herrschaft zu bringen. Besonders die Sachsen wehrten sich heftig dagegen. Zwischen Emse und Elbe, zwischen Nordsee und Harz, im heutigen Hannover und Westfalen lebten sie. Die einzelnen Gaue dieses Landes wurden von seinem König zu einem einheitlichen Staat vereinigt. Drohte ein Krieg, so kamen die freien Männer zur Heeresversammlung, zum Thing, zusammen und wählten einen Herzog, der das gemeinsame Heer führte. Sie verehrten Wodan, der die gefallenen Helden in Walhall sammelte, und Donar, der mit dem Hammer die Wolken schlug, daß Blitze sprühten und Donner rollten. Unter heiligen Eichen opferten sie diesen alten germanischen Göttern und nagelten die Schädel der geopferten Pferde an die Giebel ihrer Häuser Auch diesen germanischen Stamm wollte Karl der Große seinem fränkischen Reiche einordnen. Das hieß: nicht mehr die sächsischen Gaufürsten sollten in dem Lande zu sagen haben, sondern Beamte, die Karl einsetzte. Das hieß vor allem: nicht mehr zu den alten Göttern sollten die Sachsen beten, sondern zu dem Gott der Christen. denn Karl wollte, daß die Stämme seines Reiches nicht nur äußerlich zusammengefaßt wären; sie sollten auch innerlich geeint sein und daher alle nur einen Glauben haben und zu seiner Kirche gehören. Aber die trotzigen und freiheitsliebenden Sachsen wollten sich weder dem Christengotte noch dem Frankenkönige beugen. So begann ein erbitterter Krieg um Freiheit und Väterglauben. Mehr als dreißig Jahre hat dieser Krieg gedauert. Karl zog mit einem großen Heere nach Sachsen. Dort ließ er die Dörfer niederbrennen und die Felder zerstampfen, er schleppte das Vieh fort und nahm die Söhne der Häuptlinge und Adligen mit sich als Geiseln. Kaum aber war er wieder fort, so erhoben sich die sächsischen Bauern und verjagten die Beamten und die Priester, die Karl eingesetzt hatte. --Das wiederholte sich Jahr für Jahr. Mit eiserner Gewalt glaubte Karl, die Freiheitstolzen zum Treueid und zur Taufe zwingen zu können. Nach Paderborn berief er einen Reichstag ein. Im weiten Rund waren die Männer des Sachsenstammes versammelt. Karl saß auf einem Steinsitz, umgeben von Mönchen, Bischöfen und Kriegern. So verkündete er seine „Blutgesetze": 'Wer sich nicht taufen läßt, soll sterben; wer eine christliche Kirche beraubt oder niederbrennt, soll sterben; wer einen Geistlichen tötet, soll sterben; wer einen Toten nach germanischer Sitte verbrennt, soll sterben; wer in der Fastenzeit Fleisch ist, soll sterben! Und immer weiter: soll sterben! soll sterben! Heftiger noch als vorher bäumte sich dagegen auf, wer noch in Sachsen an der alten Freiheit und Art festhielt. Lieber tot als Sklave! Am glühendsten brannten Zorn und Trotz in Herzog Widukind. Von Gau zu Gau, von Thing zu Thing ritt er und rüttelte die Männer auf, nicht zu erlahmen im Kampf um Väterglauben und Väterfreiheit. Einmal drang er bis zum Rhein vor. Überall ließ er die Kirchen niederbrennen, die das sichtbarste Zeichen der Unterwerfung waren, ein andermal gelang es ihm, ein fränkisches Heer zu umzingeln und niederzuhauen. Um die Niederlage zu rächen und den Trotz der Sachsen endgültig zu brechen, ließ Karl an einem einzigen Tage 4.500 gefangene Sachsen mit dem Schwerte hinrichten. Ein Bach soll sich von dem Blute der Erschlagenen rot gefärbt haben. Daher trägt er der Sage nach noch heute seinen Namen: die rote Beeke. Doch Karl hatte sich getäuscht. Heißer noch als vorher loderte der Widerstand aus. Wieder führte Widukind die Seinen zum Kampf. Aber so tapfer Führer und Gefolgschaft auch kämpften, ihre Kraft reichte nicht aus gegen die sehr viel größeren Scharen, die der Frankenkönig ihnen entgegenstellen konnte. In zwei großen Schlachten blieb Karl Sieger und mit ihm der Christengott, dem er diente. Wodan war unterlegen. Die Sage berichtet von der letzten, der Widukindsschlacht. Ein Fluß trennte die beiden feindlichen Heere. Vergeblich versuchten Karls Reiter, ihn zu durchschwimmen. Da trottelte ein Ochse auf seinem gewohnten Wege von der Weide zum Stall durch den Fluß. Nun wußten die Franken, eine Furt war. Eng aneinander geschlossen erwarteten auf dem andern Ufer die Sachsen den Ansturm des Feindes. Aber die Übermacht war zu groß. Mit den letzten Überlebenden wandte schließlich Widukind sein Roß. und ritt davon. Kein Feind folgte dem tapferen. Keiner rief ihm auch nur ein Hohnwort nach. Die Germanen sahen in jedem Ausgang einen Kampfes ein Gottesurteil. So beugte sich Widukind der Entscheidung. Er ergab sich Karl und kirchliche Quellen behaupten er habe sich taufen lassen. Da es keine objektiven Zeugnisse oder solche von der Gegenseite darüber mehr gibt, wird es von verschiedenen heidenfreundlichen Gruppierungen nicht als Tatsache akzeptiert. Die Erinnerung an ihn ist auch heute noch lebendig in Niedersachsen. Macher Rest eines alten Ringwalles gilt als Wittekindsburg.