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Was soll der Einsatz eines High Tech-Helicopters Super Puma zum Ausfliegen von Borkenkäfern in einem Großschutzgebiet, in dem der oberste Grundsatz „Natur Natur sein lassen!" gilt? Dies klingt zunächst paradox, zumal ja Borkenkäfer im adulten Zustand selbst fliegen können. Die Erklärung ist in einer Rechtsvorschrift zu finden: Der 1970 gegründete Nationalpark Bayerischer Wald wurde 1997 auf nahezu die doppelte Fläche erweitert. Im erweiterten Gebiet Falkenstein-Rachel (Zwieseler Winkel) legt die Nationalpark-Verordnung fest, dass der Borkenkäfer in den hoch gelegenen Bereichen zwischen Rachel (1453m) und Falkenstein (1312m) bis hin zum benachbarten tschechischen Nationalpark Sumava bis zum Jahr 2027 zu bekämpfen ist. Deshalb organisiert das Nationalparkmanagement in unerschlossenen Lagen den Abtransport mit dem Hubschrauber von Altfichten, die wegen Borkenkäferbefalls gefällt werden mussten, zum nächsten geeigneten Lagerplatz an einer Waldstraße. In diesem Fall wurde mit der Helikopter-Bringung die international tätige Schweizer Firma „HeliSwiss" beauftragt. Mit dem modernen für „Heli-Logging" ausgestattetem AS 332 Super Puma C1 des französisch-britischen Konzerns „Eurocopter Group" (Aérospatiale und Westland Aircraft), mit qualifizierten und erfahrenen Piloten und einem eingespielten Team am Boden werden komplette Bäume (üblicherweise mehrere Bäume gleichzeitig mit Ästen und Nadeln) meist kopfüber in rasantem Tempo durch die Luft zur Waldstraße geflogen und dort geordnet zur Abfuhr bereit gelegt. Der Helikopter ist mit einer elektronischen Waage für Unterlasten ausgestattet, so dass bei Bedarf in den Grenzbereich des Hebevermögens gehende Lasten vor dem eigentlichen Transportflug über eine Steuerung einzeln ausgeklinkt werden können (s. Video bei Minute 7:08). (Technische Daten zum eingesetzten Helikopter unter http://www.heliswissinternational.com/index.php?idcatside=54) Von der Waldstraße wird das Holz (zusammen mit den unter der Rinde vorhandenen Käfern, Eiern, Larven und Puppen) möglichst rasch mittels LKW aus dem Nationalpark zu Sägewerken und zur Holzindustrie transportiert. Das unter der Rinde millionenfach vorhandene Ausbreitungs-und Vermehrungspotenzial der Borkenkäfer wird damit weitgehend reduziert. Eine totale Abschöpfung auf der ganzen Fichtenbestandsfläche ist jedoch nicht möglich. Die Bekämpfungsmaßnahmen bleiben indes nicht ohne ökologische Folgen: Da in vielen Bereichen der Hochlagen im Erweiterungsgebiet fast alle großen Bäume bei Borkenkäferbefall wegtransportiert werden, sind gerade für die meist seltenen Arten, die zum Leben oder Überleben große Bäume oder Totholz in stärkerem Ausmaß benötigen, die Lebensmöglichkeiten stark eingeschränkt. Dazu zählen z.B. Spechte und deren Höhlennutzer Eulen, Fledermäuse, Bilche, Wildbienen und Ameisen. Auch die wegen ihrer imposanten Fühler an das Gehörn von Steinböcken erinnernden Bockkäfer sind bei Fehlen von Totholz extrem benachteiligt. Es wird viele Jahrzehnte dauern, bis wieder mächtige starke Bäume auf diesen Flächen herangewachsen sind. See other report: Hannibal fights the bark beetle: http://www.youtube.com/watch?v=jzORD6S98Jg