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"Manchmal heißt es, Ölmultis seien nur geldgierig. Aber das gilt nicht für BP. Wir kümmern uns um die kleinen Leute", sagte Carl-Hendric Svanberg, Aufsichtsratsvorsitzender von BP, nach einem Krisengespräch im Weißen Haus. Für viele Betroffene der Ölpest am Golf von Mexiko klingen diese Worte wie Hohn. Sie müssen hilflos zusehen, wie ihre Existenzgrundlage Tag für Tag ein Stück mehr schwindet. Von den versprochenen Hilfeleistungen kommt viel zu wenig an. Tatsächlich stand Svanbergs missglückter Auftritt nur am Ende einer langen Pannenserie. Seit der Explosion der Ölbohrplattform "Deepwater Horizon" mag den BP-Managern nichts mehr richtig gelingen. Die Notfallpläne waren zumeist nach kurzer Zeit hinfällig, die Angaben über das wahre Ausmaß der Katastrophe mussten regelmäßig korrigiert werden und das Krisenmanagement des Konzerns trieb die Administration von US-Präsident Barack Obama zur Weißglut. Fassungslos beobachtet Amerika, wie BP die Katastrophe herunterspielt und Politiker bis hin zum Präsidenten zögerlich reagieren und offenkundig nicht Herr der Lage sind. 20. April 2010. Der Tag, an dem die größte Umweltkatastrophe der USA begann. Eine Explosion auf der BP-Ölplattform 70 Kilometer vor der Küste Louisianas. Flammen schlagen hoch in den Himmel, elf Menschen kommen ums Leben. Unvorstellbare Mengen an Rohöl strömen über drei Monate hinweg in den Golf von Mexiko. Das Ökosystem in den betroffenen Gebieten kollabiert und die Menschen an den Küsten von Louisiana, Alabama, Mississippi, Florida und Texas wissen nicht mehr, wovon sie leben sollen. Die Fischerei der Küstenstaaten steht vor dem Aus, der Tourismus erlebt einen dramatischen Einbruch und Privatleute können nichts dagegen tun, dass der Wert ihrer Häuser und Wohnungen über Nacht auf einen Bruchteil zusammenschmilzt. Noch immer steht nicht bis ins Detail fest, wie es zu diesem Desaster kommen konnte. Die Anhörungen im Kapitol bringen allerdings eine bedrückende Vorgeschichte ans Licht. Mangelhafte Aufsicht und schlechte Sicherheitssysteme waren kein Zufall. Vielmehr sind sie wohl das Ergebnis eines zu engen Verhältnisses zwischen Kontrolleuren und Kontrollierten. Politiker und Ölkonzerne sind in den USA auf das engste miteinander verwoben. Großzügige Spenden der Unternehmen an die führenden Repräsentanten der großen Parteien sind an der Tagesordnung. Die BP-Spende in Höhe von 77.000 US-Dollar an den damaligen Wahlkämpfer Barack Obama ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Die Politik hätte gewarnt sein müssen: In der Firmengeschichte von BP kam es mehrfach zu folgenreichen Zwischenfällen. Nach jedem Unglück versprachen die Konzernchefs Besserung. Sie wollten die Natur in Zukunft vor dem giftigen Erdöl besser schützen. ZDF-Korrespondentin Heike Slansky in Washington geht der drängenden Frage nach: Wie sehr bestimmen die Ölmultis die amerikanische Politik? Warum hat die US-Regierung keine vernünftigen Sicherheitskonzepte verlangt? Mit welchen Methoden schaffen es die Konzerne, ihre Interessen durchzusetzen? Und: Wie sicher sind eigentlich Tiefseebohrungen? Das Protokoll einer Katastrophe, die zu verhindern gewesen wäre.