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"Die Vergewaltigung war nur der Anfang. Was danach kam, war genauso schlimm", sagt Suzette Jordan. Nach dem Besuch einer Disco hatten fünf Männer sie vergewaltigt, blutig geschlagen und wie Abfall aus dem fahrenden Auto geworfen. Die 38-jährige Suzette hat überlebt und sich entschieden, als einziges Opfer Indiens ihr Gesicht in der Öffentlichkeit zu zeigen und zu erzählen, worüber im größten demokratischen Land der Welt meist geschwiegen wird: die Demütigungen nach der Vergewaltigung durch Polizisten, Ärzte und Richter. Die Gruppenvergewaltigung und der Tod einer Studentin im Dezember 2012 in New Delhi hatte Massenproteste ausgelöst. Seitdem stehen Berichte über sexuelle Übergriffe fast täglich auf den Titelseiten der indischen Zeitungen. "Für die Opfer hat sich seitdem wenig geändert", davon ist Suzette Jordan überzeugt, und sie hat es am eigenen Leib erfahren: Von Politikern wurde sie als Prostituierte beschimpft, von Polizisten wie eine Täterin verhört, von medizinischem Personal wie ein lebloses Stück Fleisch behandelt, von Richtern vorgeführt und gedemütigt. Dabei ist Suzette gebildet, gehört der Mittelschicht an und hat im Kampf um Gerechtigkeit eigentlich bessere Karten als Frauen aus ärmeren Verhältnissen. Wie die 17-jährige Sajina: Sie wurde in einem Dorf - eine Stunde von New Delhi entfernt - an den Höchstbietenden versteigert und von den männlichen Verwandten und Freunden des Käufers über Monate vergewaltigt. Die Polizei wusste davon, weigerte sich aber, etwas zu unternehmen. Mit versteckter Kamera nehmen die Autorinnen Aussagen des Chefs der zuständigen Polizeistation auf. Er sagt: "99 Prozent der Vergewaltigungsfälle sind erfunden".