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Das Wüstenhaus befindet sich außerhalb des Tiergarten Schönbrunn, direkt beim Eingang Hietzing vis-a-vis des Palmenhauses. Unter dem Glasdach des im Jugendstil erbauten ehemaligen Sonnenuhrhauses im Schönbrunner Schlosspark wurde hier 2003 das Konzept eines Wüstenlebensraums verwirklicht. Das Wüstenhaus ist durch die vom Tiergarten Schönbrunn und den Bundesgärten eingegangene Zusammenarbeit in der ARGE Wüstenhaus möglich geworden. Ein Erlebnispfad führt durch authentische Wüstenlandschaften von Mittelamerika bis Madagaskar. Den botanischen Schwerpunkt bilden Kakteen und andere Sukkulenten (Saftpflanzen). Fische zum Anbeißen Gleich beim Eingang erwartet die Besucher ein besonderes Aquarium mit Rötlichen Saugbarben. Diese in der Türkei, Syrien und Jordanien heimischen Schwarmfische sind vielen als Knabberfische bekannt. In ihrem Verbreitungsgebiet werden sie bereits seit Jahrhunderten zur Therapie unterschiedlicher Hautprobleme eingesetzt. Mit ihren hornigen Lippen entfernen sie Hautschuppen feiner als jeder Laser. Auch im Wüstenhaus kann man mit diesen Fischen nun auf Tuchfühlung gehen. Ihr Aquarium ist oben offen und man kann seine Hände ins Wasser halten und sich von ihnen anknabbern lassen. Wüstenspringmäuse, Klapperschlangen & Co. Der Erlebnispfad führt die Besucher weiter in den neu gestalteten Höhlengang, wo sie auf spannende Höhlenbewohner treffen. Neben dem Zagrosmolch, der als schönster Molch der Welt gilt, und den Blinden Höhlensalmlern, die keine Augen besitzen, sind hier auch Große Wüstenspringmäuse eingezogen. Diese nachtaktiven Nager sehen wie Miniatur-Ausgaben von Kängurus aus und können aus dem Stand bis zu einem Meter hoch springen. Neue Bewohner sind auch die in den USA und Texas heimischen Schwarzschwanzklapperschlangen, die bis zu 1,3 Meter lang werden. Wenn sie sich auf den beheizten Steinen im Wüstenhaus sonnen, kann man sie auf Augenhöhe betrachten. Spektakuläre Anlage für Nacktmulle Ein Highlight ist auch das 70 Meter lange Glasröhrenlabyrinth, das von rund 50 Nackmullen bewohnt wird. Diese Nagetiere gewinnen mit ihrem runzeligen Körper, den langen Schneidezähnen und den widerspenstig abstehenden Borsten zwar keinen Schönheitswettbewerb, haben aber ein faszinierendes Sozialsystem. Einzigartig für Säugetiere leben sie wie Bienen in einem Staat mit einer Königin - und das ausschließlich unter der Erde. Außergewöhnliche Pflanzen Nach der Wiedereröffnung wartet auch eine neue pflanzliche Besonderheit auf die jährlich rund 130.000 Besucher: die Fockea, ein Nachwuchs der ältesten sukkulenten Topfpflanze der Welt. Aufgrund ihres weißen Milchsafts wird sie in ihrer Heimat Südafrika „Koe" - auf Deutsch „Kuh" - genannt. Seit 1788 wird diese botanische Rarität in den Schönbrunner Glashäusern kultiviert. Sie wurde sogar auf der Pariser Weltausstellung gezeigt und galt bis 1906 als einziges Exemplar weltweit. In der Mittelhalle sticht die 1859 vom österreichischen Forscher Friedrich Welwitsch entdeckte Welwitschia mirabilis hervor, die nur in der afrikanischen Namibwüste vorkommt. Geschichte Das Sonnenuhrhaus wurde im Jahr 1904 nach Plänen von Alfons Custodis errichtet. Bis 1989 diente es als Gewächs- und Überwinterungshaus für eine wertvolle Sammlung von australischen und südafrikanischen Pflanzen. Von 1989 bis 1998 erlangte die westliche Abteilung dieses im Jugendstil erbauten Gewächshauses bei den Besuchern des Schlossparks als „Schmetterlingshaus" große Beliebtheit. 1998 musste das Haus wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Im Herbst 2000 begannen die Sanierungsarbeiten zur Umgestaltung des Gebäudes in ein „Wüstenhaus". Konzept Mehr als 35 Prozent der Landmasse der Erde sind von Wüsten, Wüstensteppen und Trockensavannen bedeckt. Die größte Wüste der Welt ist die Sahara. Mit mehr als 10,5 Millionen Quadratkilometern ist sie in etwa so groß wie Europa. Das Wüstenhaus beschränkt sich nicht auf das bloße Herzeigen einer Auswahl von Pflanzen und Tieren aus Trockenlebensräumen, sondern es soll in erster Linie Wissen vermitteln: über die Umweltbedingungen in extremen Lebensräumen, die den Organismen außergewöhnliche Anpassungsformen abringen und über die Überlebensstrategien der Tiere und Pflanzen. Ein weiterer Schwerpunkt: Der Mensch und seine Anpassung an das Leben in der Wüste - und wie die Menschheit unfreiwillig dazu beiträgt, dass es weltweit zur Bildung neuer Wüstenflächen kommt.